Welche Brennweite für was?
Wäre das Bild nicht besser geworden mit einer anderen Brennweite? Ist das wirklich das richtige Objektiv für diese Situation?
Fast jeder Fotograf oder Videograf hat sich diese Fragen zu Beginn seines Hobbys oder Berufs gefragt. So auch ich. Nach vielen Jahren in dem Business bin ich nun aber sehr glücklich mich im Brennweitendschungel zurecht zu finden. Mit den folgenden Tipps, werdet ihr schnell verstehen welches Objektiv ihr wann nutzen solltet, damit ihr weniger an die Technik denken müsst, sondern euch ganz euerer Kreativität widmen könnt.
Um sich einen schnellen Überblick zu verschaffen, gibt es 5 Kategorien die sich an der Brennweite der Objektive orientieren. Die Übergänge zwischen den Kategorien sind natürlich fliesend. Jedoch solltest du anschließend wissen welche Brennweite für was geeignet sind.
Die Kategorien der Brennweiten:
1. Die Ultraweitwinkelobjektive
Diese Art der Objektive reichen von 8mm bis zu 24mm. Beginnend mit einem Fisheye-Look bis zu einem moderaten Weitwinkel. Da man mit diesen Objektiven einen großen Bereich seiner Umgebung abdecken kann, sind diese Linsen der perfekte Begleiter für Landschafts- und Architekturfotografie und Videografie. Ich persönlich filme sehr gerne mit weiten Objektiven und filme damit immer meine Anfangsszenen (Establishing Shots). Außerdem kann man damit natürlich auch super Astrofotografie betreiben.
Jedoch gibt es auch einige Nachteile, denn diese Objektive verzerren gerne Objekte in der Nähe der Linse. Somit ist Vorsicht geboten beim Ablichten von Personen oder Gesichtern. Natürlich gibt es immer wieder auch kreative Porträts, jedoch ist das kein typisches Objektiv dafür.
2. Die Weitwinkelobjektive
Diese Optik geht ungefähr von 24mm-40mm. Hier liegen viele meiner Lieblingsbrennweiten. Denn im Grunde genommen nutzt man diese Objektive so, wie die Ultraweitwinkelobjektive. Landschaften, Architektur und Gebäude sind damit sehr gut abzubilden. Man bekommt natürlich etwas weniger auf den Sensor, jedoch verzerren die Objektive dafür auch weniger. Aus diesem Grund nutze ich 24mm, 28mm und 35mm sehr gerne um Menschen darzustellen. Dabei kann man sehr gut Szenen und Handlungen einfangen und Personen im Kontext zeigen. Oft haben die Bilder und Videos einen etwas dokumentativen Stil – diesen kann man mögen oder eben nicht. Doch genau diese Eigenschaften hat sich Leica mit der Q2 zu ihrem Vorteil gemacht.
3. Die Normalobjektive
Unser Auge hat ca. eine Brennweite von 50mm. Somit sehen wir die Sachen sehr ähnlich wie es diese Kategorie der Objektive von 40mm-60mm tut. Mit dieser Optik vor unseren Sensoren sehen die Bilder und Videos sehr vertraut und normal aus, was natürlich oft einen angenehmen Effekt hat, jedoch kann dies hin und wieder auch etwas langweilig wirken. Generell würde ich sagen, dass 50mm eine super Einstiegsbrennweite ist, da man damit fast alles fotografieren und filmen kann. Hinzu kommt, dass die Objektive meist auch sehr preiswert sind wie das Sony 50mm f1.8.
4. Die Teleobjektive
Von 70mm-200mm findet man den Bereich, der am besten für Porträts geeignet ist. Denn bei dieser Brennweite verzerrt das Gesicht nicht mehr wie bei Weitwinkelobjektiven und bekommt eine sehr angenehme Art dargestellt zu werden. Deshalb liegt in dem Bereich auch das klassische 85er Porträtobjektiv. Natürlich kann man mit den Brennweiten auch anderen Bereiche darstellen, wie Tierfotografie und Landschaft. Mit einem Teleobjektiv bekommt man weniger von seiner Umgebung auf den Sensor, kann dafür aber sehr gut Beziehungen zwischen Vordergrund und Hintergrund darstellen.
5. Die Superteleobjektive
Ab 200mm Brennweite findet man diese, oft sehr großen und teuren Objektive. Damit werden die meisten Tierfotos und -dokumentationen erstellt. Denn damit kann man aus sicherer Entfernung nah am Geschehen sein. Ich habe bisher noch keine Erfahrung mit solchen Brennweiten machen dürfen, aber da ich mich auf einen ganz anderen Bereich spezialisiert habe, wüsste ich auch nicht wozu ich diese bräuchte. In meinen Augen sind das sehr spannende Objektive für eine Nische.
Zoomobjektive vs Festbrennweiten
Jetzt ist einem klar welche Brennweite für was geeignet ist, doch lohnt sich der Kauf von Zoomobjektive oder sind Festbrennweiten besser? Da ich gerne Landschaften, wie auch Menschen fotografiere und filme bräuchte ich idealerweise ein Objektiv von 20mm-85mm. Tatsächlich gibt es die klassischen 24-70mm Objektive die den Bereich ja fast perfekt abdecken.
Also reicht ein Objektiv?
Jaein! Für den Anfang kann ich nur jedem Einsteiger empfehlen ein billiges und umgängliches Zoomobjektiv zu holen, denn man sollte erst mal herausfinden was man denn gerne fotografiert und filmt. Sollte sich nach einigen Monaten herausstellen, dass 80% der Bilder/Videos mit einer Weitwinkelbrennweite erstellt wurden, könnte es sich lohnen in eine Weitwinkelfestbrennweite zu investieren.
Wieso sollte ich mir eine Festbrennweite kaufen?
Oft sind gute Zoomobjektive teurer als Festbrennweiten, doch man spart sich nicht nur Geld sondern Festbrennweiten sind oft auch leichter und kompakter. Hinzu kommt, dass die etwas teureren Festbrennweiten die bessere Optik verbaut haben und ihr so noch mehr aus euerer Kamera rausholen könnt.
Welche Brennweite hat mein Smartphone?
Ich habe mir mal die Mühe gemacht und die Brennweiten der beliebtesten Smartphones recherchiert, damit ihr ein wisst welches Objektiv oder welche Kamera ihr für was nutzten könnt.
Ultraweitwinkel | Weitwinkel | Teleobjektiv | Tele- objektiv 2 | |
Samsung Galaxy S21 Ultra
|
12 MP |
108 MP |
10 MP |
10 MP |
Samsung Galaxy S21+ |
12 MP |
12 MP |
64 MP |
|
Samsung Galaxy S21 |
12 MP |
12 MP |
64 MP |
|
Samsung Galaxy A33 5G |
8MP |
48MP |
5MP |
5MP |
iPhone 12 mini |
12MP |
12MP |
– | – |
iPhone 12 |
12MP |
12MP |
– | – |
iPhone 12 Pro |
12MP |
12MP |
12MP |
– |
iPhone 13 mini |
12MP |
12MP |
– | – |
iPhone 13 |
12MP |
12MP |
– | – |
iPhone 13 Pro |
12MP |
12MP |
12MP |
– |
iPhone 13 Pro Max |
12MP |
12MP |
12MP |
– |
iPhone 14 mini |
12MP |
12MP |
– | – |
iPhone 14 |
12MP |
12MP |
– | – |
iPhone 14 Pro |
12MP |
12MP |
12MP |
12MP |
iPhone 14 Pro Max |
12MP |
12MP |
12MP |
12MP |
Natürlich geht es bei den verschiedenen Objektiven, ob an der Kamera oder am Smartphone, um mehr als nur die Brennweite, denn hinzu kommt noch die Blende und die Sensorgröße, wie eben auch die Qualität der Optik. Doch das würde den Rahmen dieses Posts sprengen und werde es in weiteren Beiträgen behandeln. Jetzt heißt es erstmal rausgehen und kreativ werden!